Die in Potsdam aufgewachsene Regisseurin und Dramaturgin Kristina Wuss absolvierte an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin das Konzertexamen Klavier in der Klasse von Prof. Annerose Schmidt sowie die Studiengänge Regie und Medienregie. Während ihrer solistischen und kammermusikalischen Tätigkeit widmete sie sich verstärkt der Aufführung zeitgenössischer sowie selten aufgeführter Klavierliteratur des 19. Jahrhunderts. Die Regie-Meisterklassen und Praktika bei Prof. August Everding, Ruth Berghaus, Prof. Götz Friedrich gaben ihr wichtige Impulse.
Über ihre Regiearbeit berichten die Tendenzen des Musikportals des Goethe-Instituts München „Der verfeinerte Blick. die jungen Regisseurinnen“.
Von der deutschen Fachpresse im Bereich Oper wurden die Entdeckungen selten gespielter Werke in ihrer Regie besonders gewürdigt – so zum Beispiel „Strandräuber“ von Ethel Smyth am Stadttheater Gießen mit Mehrfachnominierungen im Jahrbuch „Opernwelt“ 2007.
Kristina Wuss ist Absolventin der Akademie Musiktheater Heute der Deutsche Bank Stiftung in der Sparte Management und des ersten Jahrgangs „Theater- und Musikmanagement“ der Ludwig-Maximilians-Universität München 2008 in Kooperation mit der Bayerischen Theaterakademie und dem Deutschen Bühnenverein.
Kristina Wuss begann bereits während ihrer Studienzeit zu inszenieren und debütierte als Regisseurin des Musiktheaters mit „Apollo und Daphne“ von Händel sowie mit „Verklärte Nacht“ von Schönberg (Tanz) in Berlin, in der Schauspielregie am Neuen Theater Riga mit Georg Büchners „Woyzeck“. In Berlin inszenierte sie in den folgenden Jahren viele Spielopern und Tanztheaterstücke. Sie gehört zu den ersten Förderpreisträgern des Internationalen Regiewettbewerbs des Wagner Forums Graz („Rheingold“).

J.M.R. Lenz / Wagner in Riga
Der breite Umfang ihrer Arbeiten in Lettland reichte wiederum von Werken der Alten Musik („Orpheus“ von Monteverdi/Orff mit Bühnendebüts von Elīna Garanča und Inga Kalna, „Rinaldo“) über die klassischen Moderne („Herzog Blaubarts Burg“) bis zu Stückentwicklungen für das Goethe-Institut („Lenz-Monolog“, „Winterreise“).

"Alcina", Asmik Grigorian und Sergejs Jegers
Ihre Inszenierungen an der Lettischen Nationaloper Riga gastierten u.a. beim Hong Kong Arts Festival, am Bolschoi Theater Moskau, in Spanien, Estland, in Polen. Kristina Wuss wurde mit dem Großen Musikpreis ("Alcina") und dem Großen Theaterpreis Lettlands ("Don Giovanni") ausgezeichnet.
Ihre Regiewege führen sie an deutsche Mehrspartentheater und auch immer wieder über Landesgrenzen hinaus: So war sie u.a. 2010 für die koreanische Erstaufführung von "Lulu" an der Korea National Opera in Seoul zuständig.
Rusalka an der Opera Nova mit Blue Ray
2019 erschien mit großer internationaler Resonanz die erste Opern Blue-ray Polens mit der von ihr inszenierten "Rusalka" an der Opera Nova Bydgoszcz.
Mit der Stadt Paris setzte sie sich in ihren Inszenierungen vielfach auseinander - in Giselher Klebes "Die tödlichen Wünsche" nach Balzacs Roman "La peau de chagrin" (auch als DVD des Landestheaters Detmold erhältlich), in Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur", in Verdis "La Traviata". Nicht nur in diesen Paris - Arbeiten schöpft sie ihre Ideen oft aus der Filmgeschichte, fühlt sich dem magischen Realismus verpflichtet.
Sie entwickelt Stücke zu dokumentarischen Themen und Filme für besondere Orte sowie - mitunter in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland - auch Inszenierungen zu bestimmten kulturpolitischen Anlässen im In- und Ausland wie den szenischen Abschied der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Konzerthaus Berlin.
Frauenschicksale - u.a. mit "Carmen", "Salome", "Rusalka" - bildeten einen Schwerpunkt ihrer Inszenierungstätigkeit in der Oper. Im Bereich der szenischen Collage zur deutschen Geschichte hat Kristina Wuss 2013 eine Trilogie über München abgeschlossen. Auch in den Operninszenierungen "Pique Dame Schwabing", "Die Zauberflöte", "Dido und Aeneas", "Puccini trifft Geierwally" gab es Bezugnahmen auf München und Umgebung. Massenets "Don Quichotte" im ältesten Stadttheater der Welt, in Freiberg zu sehen, thematisierte den Umgang mit Zeitebenen und nahm ebenfalls Bezug auf den Ort.

Mit der Unterstützung der deutschen Kulturstaatsministerin erschienen im Isensee Verlag Oldenburg ihr Fachbuch "Verwobene Kulturen im Baltikum" mit Abbildungen und die von ihr illustrierte Festschrift des Dramas "Das goldene Ross" des lettischen Nationaldichters Rainis.

Kristina Wuss ist promovierte Musikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Theater und in ausgewählten Projekten auch als Illustratorin, Bühnen- und Kostümbildnerin tätig.
Ihre Wirkungsorte als freie Dramaturgin und Kuratorin sind Berlin, Riga und nicht zuletzt München, wo 35 Produktionen entstanden.
Die direkte Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern, der enge Bezug zur Kunst in Geschichte und Gegenwart fließen in ihre Theaterarbeit ein. Die als "Wiederentdeckung" im Jahrbuch OPERNWELT 2022 nominierte Produktion "Hamlets" an der Lettischen Nationaloper Riga mit dem Maler Andris Eglitis gehört dazu, ermöglicht von der Latvian National Opera Guild New York und Toronto.
Pressestimmen und Zuschauerresonanz im In- und Ausland beziehen sich immer wieder auf ihren starken Erfindungsreichtum bei der Personenführung sowie im Erschaffen von Bildwelten.
Dezember 2024
Hamlets LNOB Riga als Wiederentdeckung im Jahrbuch OPERNWELT 2022 nominiert, Probenfoto ©Janis Keris